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UZH Journal

«Wir haben die Stellung gehalten»

Die meisten UZH-Angehörigen haben in den letzten Monaten von zu Hause aus gearbeitet. Viele konnten problemlos ins Homeoffice wechseln – aber nicht alle. Wir haben mit sieben Kolleginnen und Kollegen gesprochen, die auch in Corona-Zeiten an der UZH präsent waren. Wie sind sie mit ihrem «neuen» Berufsalltag und den damit verbundenen Herausforderungen umgegangen? Und haben sie der Ausnahmesituation auch positive Aspekte abgewinnen können?

Von Alice Werner

Olivia Pirolt
Olivia Pirolt arbeitet im Benutzungsdienst der Hauptbibliothek (HBZ) Naturwissenschaft und studiert berufsbegleitend Wirtschaftsinformatik an der ZHAW.

«Ich arbeite gerne an der Front und mag den persönlichen Kontakt zu den Studierenden. Der direkte Austausch hat mir in den letzten Wochen daher sehr gefehlt. Dass die Bibliothek mitten im Semester menschenleer war, fühlte sich fast unwirklich an. Der einzige Vorteil, den ich der Ausnahmesituation abgewinnen konnte, war, dass ich beim Bücher­versorgen so laut pfeifen durfte, wie ich wollte. Zum Glück konnten wir die Literaturversorgung der Studierenden während der Corona-Krise sicherstellen, indem wir unser Angebot an E-Medien deutlich erweitert und bestellte Bücher aus den Beständen der HBZ kostenfrei per Post nach Hause geschickt haben. Einmal am Tag mussten wir also einen grossen Berg Bücherpakete zur UZH-Post bringen. Trotz Minimalbetrieb lief auch unser Beratungs- und Serviceangebot normal weiter. Das war auch notwendig, denn wir wurden mit Anfragen zur Literaturrecherche, zu den verschiedenen Nutzungsformen von E-Books, aber auch mit Fragen zu technischen Zugangsvoraussetzungen und zu digitaler Lehre geradezu überhäuft. Im Gegenzug haben wir für unsere Arbeit der letzten Wochen grosse Wertschätzung erfahren: Die vielen positiven Rückmeldungen von Studierenden und Mitarbeitenden haben uns alle sehr gefreut.»

 

Arthur Ziegler
Arthur Ziegler, Techniker im Betriebsdienst Zentrum.

«Auch während der Krisen­situation waren am UZHStandort Zentrum jeden Tag zwei Techniker vor Ort, um bei eingehen­dem Alarm sofort inter­venieren zu können. Rund 500 Geräte – von Lüftungs- und Liftanlagen über Laborgefrier­schränke bis hin zu Hochleistungsrechnern – sind über das zentrale Leitsystem mit dem Betriebsdienst Zentrum verbunden. Zum Glück ist während der letzten Wochen kein gravierender Störfall aufgetreten, alle gemeldeten Defekte konnten von jeweils einem Techniker selbst­ständig behoben werden – wir hatten also kein Problem damit, das Social Distancing einzuhalten. Ich habe die ruhige Zeit ausserdem für verschiedene Wartungs­arbeiten genutzt und zum Beispiel die Notlichtzentralen getestet und Leuchtmittel ersetzt. Normalerweise erledigen wir Reparaturarbeiten zu Randzeiten und bemühen uns in jedem Fall, die Aufträge so schnell und so leise wie möglich auszuführen. Dass die meisten UZHGebäude während der Corona-Krise fast menschenleer waren, empfand ich daher als angenehm: Ich konnte im Bewusstsein arbeiten, dass ich bestimmt niemanden störe.»

 

Simon Altin
Simon Altin, Küchenchef in der Mensa UZH Irchel.

«Dass wir unsere Küche während der Corona-Krise komplett schliessen, stand nie zur Debatte. Es war klar, dass ein gewisser Notbetrieb auf dem Campus Irchel aufrechterhalten werden und begonnene Bauarbeiten weiterlaufen mussten. Ausserdem wollten wir die Mitarbeitenden des Instituts für Medizinische Virologie, die schon vor der Schliessung unter Hochdruck gearbeitet hatten, weiterhin gut verpflegen. Wir haben ihnen täglich zwei Zwischenmahlzeiten ins Institut geliefert und zusätzlich Mittag- und Abendessen angeboten. Insgesamt haben wir während der Ausnahmesituation täglich rund 70 Personen bewirtet. Für uns war das eine grosse Umstellung. Normalerweise kochen wir Mittagessen für 2500 Gäste pro Tag. Und auf diese hohe Besucherzahl sind natürlich auch unsere Küchenger.te ausgerichtet. Unsere Kessel fassen 450 Liter! Es war dann auch eine kleine Herausforderung, die Rezepte entsprechend umzurechnen. Um besser kalkulieren zu können und Food Waste zu vermeiden, habe ich nur noch Rohmaterial, also beispielsweise kein vorgeschnittenes Gemüse, bestellt. Für die Köche war das eine positive Erfahrung: Sie haben es geschätzt, wieder mehr mit den Lebensmitteln zu arbeiten und die Rüebli selbst zu rüsten.»

 

Verena Berchtold
Verena Berchtold, Obergärtnerin und stellvertretende Gartenleiterin im Botanischen Garten der UZH.

«Ich empfinde es als Wertschätzung, dass unsere gärtnerische Arbeit von der Universitätsleitung als ‹unerlässlich› angesehen wurde und wir uns während des eingeschränkten Betriebs weiterhin um unsere Pflanzensammlung kümmern durften. Gerade im Frühling gibt es immer viel zu tun: Zum Beispiel mussten die Kübelpflanzen aus ihrem Winterquartier geholt, alle einjährigen kultivierten Pflanzen für den Heil- und Nutzgarten eingetopft, Reis ausgesät, das Wasser in den Seerosenbecken erneuert und die Vanilleblüten bestäubt werden. Um die nötigen Schutzmassnahmen einhalten zu können, haben wir in zwei getrennten Teams und im Schichtbetrieb gearbeitet. Natürlich stimmt es mich traurig, dass unsere Besucherinnen und Besucher dieses Jahr um all die schönen Frühlingsblüten gebracht worden sind, etwa um unsere Kamelien und die verschiedenen Strauchpfingstrosen. Dennoch kann ich der Krise auch positive Aspekte abgewinnen: Sie hat uns als Team – trotz Social Distancing – eng zusammengeschweisst. Ausserdem werde ich plötzlich wieder als aktive Gärtnerin im Betrieb gebraucht. Dass ich nach 30 Jahren im Botanischen Garten nach viel Administrations-, Organisations- und IT-Arbeit wieder zu meinen Wurzeln zurückkehre, finde ich ganz toll.»

 

Jérôme Bürki
Jérôme Bürki, Abteilungstierpfleger und Ausbildner im Laboratory Animal Services Center.

«Um sicherzustellen, dass alle unsere Tiere gut versorgt sind, war auch während des Minimalbetriebs immer die Hälfte unserer Mannschaft vor Ort – Tierpflegende und Mitarbeitende der Käfigreinigungsanlagen. Da wir am Arbeitsplatz generell Schutzmontur tragen (Mundschutz und je nach Aufgabe auch Overalls, Hauben und Handschuhe), mussten wir diesbezüglich keine besonderen Massnahmen treffen. Aber wir haben die Räume so umgestaltet, dass sich dort möglichst wenige Personen gleichzeitig aufhalten mussten. Die meisten geplanten Experimente konnten aufgrund des eingeschränkten Betriebs und der geltenden Regelungen betreffend Hygiene und Social Distancing nicht durchgeführt werden. Aus diesem Grund haben wir in den letzten Wochen die Zuchttätigkeiten und damit die Anzahl der Zuchtkäfige stark reduziert. Begleitend dazu habe ich auch viele Gespräche mit Mitarbeitenden geführt, denen die gesamte Situation sehr nahe ging.»

 

Renato Müller
Renato Müller, stellvertretender Leiter Security und Verkehrswesen in der Abteilung Sicherheit und Umwelt.

«Auch wenn der Irchel-Campus während der Corona-Krise fast menschenleer und die meisten UZH-Gebäude verwaist waren, hatten wir in den letzten Wochen nicht weniger zu tun. Im Gegenteil: Gerade weil der Betrieb nur mit Minimalpräsenz lief, mussten wir gewisse Sicherheitsmassnahmen im Bereich Objektschutz erhöhen, zum Beispiel häufigere Schliess- und Kontrollrundgänge vor Ort durchführen. Herausfordernd war dabei, die externen Sicherheitsdienste zu koordinieren und die Bewachungsaufträge laufend den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Die eingesetzten externen Sicherheitsdienste, aber auch wir mussten täglich Personen von gesperrten Aussen- und Parkanlagen wegweisen, etwa von Tennisplätzen und Fussballfeldern des ASVZ oder aus dem Botanischen Garten. Zum Glück zeigten sich die Leute einsichtig. Des Weiteren haben wir in Absprache mit den Betreibern ein Konzept zur Bewachung des neu eröffneten COVID- 19-Testzentrums erstellt, um die Anlage vor Einbrüchen, aber auch vor einem zu grossen Personenandrang zu schützen. Dafür, dass wir uns in einer Krisensituation befunden haben, ist an der UZH in puncto Sicherheit – auch dank der guten Zusammenarbeit mit internen Organisationen wie den Betriebsdiensten und Institutsleitungen – erfreulich wenig passiert.» 

 

Peggy Schmähl
Peggy Schmähl, Teamleiterin Unterhaltsreinigung im Betriebsdienst Zentrum.

«Ich arbeite im Hauptgebäude und betreue rund 40 Liegenschaften im Zentrum. An der UZH ist immer viel Trubel, was mir sehr gefällt. In den letzten Wochen waren die Häuser aber wie ausgestorben. Ich fühlte mich wie in einer Geisterstadt. Trotz des eingeschränkten Betriebs waren wir jeden Tag mit einem kleinen Team im Einsatz. Auch wenn sich nur wenige Personen in den UZH-Gebäuden aufhielten, mussten wir dennoch regelmässig WC-Anlagen, Aufenthaltsräume, Labors und die jeweilige Aussenumgebung kontrollieren und reinigen. Wegen des schönen Wetters wurden die Gärten der UZH rege genutzt – da blieb dann entsprechend viel Abfall liegen. Ausserdem standen weiterhin diverse Bauarbeiten an, die unseren Einsatz erforderten. Zugenommen haben in den letzten Wochen die Anfragen von UZH-Mitarbeitenden bezüglich Hygienemassnahmen. Dass diesem Thema nun allgemein mehr Beachtung geschenkt wird, freut mich als Fachfrau. Eine neue Erfahrung für mich persönlich war die Betreuung meiner Mitarbeitenden aus der Ferne. Um aktuelle Informationen auszutauschen, stand ich mit ihnen in ständigem Telefonkontakt und hatte auch mal ein offenes Ohr für ihre Sorgen in dieser schwierigen Zeit. Mut machen und zusammen mit ihnen positiv in die Zukunft blicken – das war eine nicht immer einfache, aber sicherlich spannende Aufgabe.»