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UZH Journal

Top-Ten Medienmitteilungen: Tiere, Medizin und Biodiversität

2020 verschickte die UZH rund 90 Medienmitteilungen in die ganze Welt. Über welche Forschungsresultate am häufigsten berichtet wurde, zeigt unsere Top-Ten-Liste.

Von: Melanie Nyfeler

Paläobiologen der UZH haben Überreste der grössten bekannten Schildkrötenart gefunden. Illustration: Jaime Chirinos

 

Die Palette der Medienmitteilungen, die von der Abteilung Media Relations der Universität Zürich regelmässig veröffentlicht werden, ist jedes Jahr ebenso umfangreich wie bunt. Auch 2020 hat die UZH über die unterschiedlichsten Themen informiert: über die Verstrickung Zürichs in den Sklavenhandel, den Aufstieg Emil Bührles als Unternehmer und Kunstsammler, über institutionelle Änderungen und über neue Ergebnisse in der Migräne-, Trauma-, Biodiversitäts- und Sprachforschung. 
Doch welche Medienmitteilungen haben international am meisten Anklang gefunden? Besonders erfolgreich waren vor allem Tiergeschichten, gefolgt von News aus der Medizin. Aufgrund der Anzahl von Online- und Printberichten im In- und Ausland ergab sich letztes Jahr folgende Top-Ten-Liste:

1. Die gehörnte Ur-Schildkröte

Absolute Spitzenreiterin ist die Stupendemys geographicus – eine 8 Millionen Jahre alte südamerikanische Riesenschildkröte. Allein ihre Dimensionen haben es in sich: Beim Männchen soll der Panzer bis zu 3 Meter lang gewesen sein, ausserdem soll es zwei Hörner gehabt haben, berichten die UZH-Paläontologen Marcelo Sánchez und Torsten Scheyer. Diese Meldung ging  in 950 Artikeln um die ganze Welt. Vor allem in englisch- und deutschsprachigen Online-Medien wurde über das Urtier berichtet – von CNN bis zur «ZEIT», von den «Abu Dhabi News» bis zur «Süddeutschen Zeitung».

2. Maschine hält Leber am Leben

Eine echte Weltpremiere in der Transplantationschirurgie erreichte den zweiten Platz: Ein Team um Pierre-Alain Clavien, Professor am Universitätsspital Zürich, hat es geschafft, mit einer neu entwickelten Perfusionsmaschine eine Spenderleber eine Woche lang ausserhalb des Körpers am Leben zu erhalten. Mit über 50 Zeitungs- und Online-Artikeln sowie einem zweiminütigen Beitrag in der «Tagesschau» war die Nachricht Spitzenreiter in der Schweiz. Weltweit berichteten rund 640 Medien unter anderem aus Russland, China, Japan und Südafrika online über die wegweisende Neuheit.

3. Langhalsiger Saurier auf Fischfang

Den dritten Platz belegte ein weiteres spektakuläres Tier: der 242 Millionen Jahre alte Giraffenhalssaurier Tanystropheus. Der UZH-Paläontologe Stephan Spiekman konnte mit neuer Computertomographie aufzeigen, wie der Saurier mit langem Hals und kleinem Kopf unter Wasser seine Beute jagte. Das Tier erschien in über 600 Online-Berichten mit einer potenziellen Leserschaft von über 3,1 Milliarden Menschen. Besonders beliebt war die Nachricht in China, Vietnam, Indien, den USA und Russland. 

4. Delfine lernen wie Menschenaffen 

Delfine erlernen neue Techniken zum Beutefang nicht nur von ihren Müttern, sondern auch von ihren Gefährten, wie eine anthropologische Studie von Michael Krützen mit 1000 Tümmlern darlegt. Damit zeigen die Tiere ähnliche Verhaltensweisen wie Menschenaffen. Auf Platz vier mit über 500 Beiträgen kam die Meldung wohl auch dank dem mitgelieferten Film. Berichtet wurde im deutschsprachigen Raum unter anderem von «NZZ» und Focus online, im englischsprachigen Raum von CNN, «The Independent» und «National Geographic».

5. Reichste Inselflora der Welt

Dass Neuguinea mit rund 14 000 Arten über die reichste Inselflora der Welt verfügt, zeigt ein neuer, umfassender Online-Katalog auf. Weil die zahlreichen involvierten Forschungspartner – darunter der UZH-Evolutionsbiologe Rodrigo Cámara-Leret – ihre lokalen Medien bedienten, erreichte die Studie mit knapp 300 Meldungen den fünften Platz. Besonders den deutschsprachigen Online-Portalen war die hohe Biodiversität auf Neuguinea – rund 68 Prozent der Pflanzen kommen einzig auf der zweitgrössten Insel der Erde vor – eine Nachricht wert.

6. Die Syphilis war schon vorher da

Rund 200-mal wurde online über eine medizinhistorische Neuigkeit berichtet: Eine Studie von Verena Schünemann ergab anhand von DNA-Proben aus menschlichen Überresten, dass die Syphilis in Europa bereits vor den ersten Entdeckungsreisen nach Amerika grassierte. Bisher hatte man angenommen, die Seefahrer um Christoph Kolumbus hätten die sexuell übertragbare Krankheit aus der Neuen Welt mitgebracht. Diese neue Erkenntnis war besonders den spanischsprachigen und amerikanischen Medien einen Artikel wert.

7. Älteste Bälle Eurasiens

Die berittenen Truppen Zentralasiens hielten sich bereits vor den alten Griechen mit Ballspielen fit. Patrick Wertmann vom Asien-Orient-Institut untersuchte für diesen Befund 3000 Jahre alte Lederbälle, die in Gräbern in Nordwestchina gefunden worden waren. Die Nachricht über die militärische Ertüchtigung wurde 28-mal in der Schweiz und 150-mal im Ausland aufgegriffen und erreichte potenziell über 1 Milliarde Leserinnen und Leser. 

8. Bessere Diagnosen bei Brustkrebs

Eine Forschungsgruppe um den Biomediziner Bernd Bodenmiller entwickelte eine äusserst sensible bildgebende Methode, die mit 35 Markern die unterschiedlichen Zelltypen eines Brusttumors und das Umgebungsgewebe sehr detailliert abbilden kann. Dies ermöglicht genauere Analysen und damit auch individuellere Diagnosen. Insgesamt über 170 Artikel erschienen zu diesem Thema meist online, vor allem in den USA.

9. Die Evolution der menschlichen Sprache

Auch Affen und Menschenaffen erkennen Regeln in komplexen sprachlichen Konstruktionen. Dies haben Stuart Watson und Simon Townsend durch Experimente mit einer künstlichen Grammatik herausgefunden. Die Sprachwissenschaftler schliessen daraus, dass die kognitiven Bausteine der Sprache auf gemeinsame Vorfahren vor 40 Millionen Jahren zurückgehen – was in rund 140 Online-Beiträgen von Jordanien über Australien bis nach Argentinien und Kanada verbreitet wurde.

10. Bewusstes Geniessen erwünscht

Müde? Gönnen Sie sich eine Pause! Die Motivationspsychologin Katharina Bernecker hat herausgefunden, dass der bewusste Genuss von lustvollen Aktivitäten und Entspannung ebenso viel zur Lebenszufriedenheit beiträgt wie eine gute Selbstkontrolle. Wer sich dem Genuss ungeteilt hingeben kann, fühlt sich wohler und hat weniger Depressions- und Angstsymptome. Diese Studienresultate erreichten potenziell etwa 1 Milliarde Menschen und wurden auch von «Blick», «Watson», Cash online, «New York Post» und «Daily Mail» veröffentlicht.
 

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