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UZH Journal

Rares Fundstück

Kakiemon-Samurai (1670–1690) Bild: Musée Ariana, Mauro Magliani & Barbara Piovan

 

«Ich habe diese Porzellanfigur eines Samurai aus dem Musée Ariana in Genf ausgewählt. Das Museum besitzt eine der wichtigsten Sammlungen japanischer Keramiken in der Schweiz. Während eines fünfjährigen Forschungsprojekts, das vom Museum, von meinem Lehrstuhl und dem Nationalmuseum für japanische Geschichte durchgeführt wurde, haben wir im Archiv einige interessante Funde aufgestöbert. Aber dieses Stück war eine echte Überraschung. Der auf einer Waffenkiste sitzende Samurai ist eine der ältesten japanischen Keramiken (Ende 17. Jh.) und stammt aus dem berühmten Kakiemon-Ofen auf der Insel Kyushu. Weltweit sind nur drei derartige Figuren bekannt. Kein Wunder, dass mein Kollege aus Tokio bei diesem hervorragend erhaltenen Fund beinahe in Ohnmacht gefallen wäre. Auch mir hat sich der Moment der Entdeckung lebhaft eingeprägt – auf so ein Wow-Objekt stösst man nur selten in einem Forscherleben.

Mir ist dieser Krieger aber auch noch aus anderen Gründen wichtig. So ist die Figur beispielsweise Ausdruck fruchtbarer interkultureller Beziehungen zwischen Japan, Korea und Europa. Denn die Koreaner brachten die Technologie für Porzellankunst nach Japan, wo diese mit derart hoher künstlerischer Fertigkeit weiterentwickelt wurde, dass viele Europäer, insbesondere holländische Sammler, massenhaft Auftragswerke bestellten. Die beliebtesten Motive waren Geishas und Samurai. In der Forschung wird um diese vermeintlichen Klischees in der Regel ein grosser Bogen gemacht. Zu Unrecht, wie ich finde. Meine Wahl ist daher auch eine Reaktion auf dieses Tabu.

Und schliesslich weckt diese grimmig dreinblickende Figur Erinnerungen an meine Kindheit in Japan. Historische Geschichten über die Eliteschwertkämpfer aus dem Samurai-Stand habe ich als Junge regelrecht verschlungen.»

 

Hans B. Thomsen, Professor für Kunstgeschichte Ostasiens

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