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UZH Journal

Vier Fragen an Rektor Michael Hengartner

Rektor Michael Hengartner erklärt, weshalb und in welcher Form die UZH die Herkunft von Drittmitteln offenlegt.

David Werner

Herr Hengartner, die UZH legt dieses Jahr als erste Universität der Schweiz die Herkunft der Drittmittel offen, die sie eingeworben hat. Sie entspricht damit einem Wunsch der Öffentlichkeit und der Studierenden. Bringt diese Transparenzliste der UZH selbst auch einen Nutzen?

Michael Hengartner: Ja, auf jeden Fall. Transparenz stärkt das Vertrauen in unsere Universität. Die in diesem Frühjahr erstmals veröffentlichte Drittmittel-Liste weist zwar noch Lücken auf.  Aber die Wende hin zu einer Transparenzkultur ist vollzogen, und wir werden diesen Weg weiter beschreiten. Ich bin stolz, dass die UZH schweizweit hier vorangeht.

Warum ist die Liste nicht vollständig?

Viele Drittmittel, die wir im letzten Jahr eingenommen haben, beruhen auf Verträgen, die schon früher geschlossen wurden und in denen wir mit Geldgebern noch keine Transparenz vereinbart haben. Nach und nach werden diese Verträge aber auslaufen, und im gleichen Zuge werden diese Lücken in der Liste verschwinden. Ausnahmen werden seit 2018 nur noch bei solchen Drittmitteln gemacht, die aufgrund übergeordneten Rechts einer Geheimhaltungspflicht unterliegen. Ausserdem haben einige wenige Geldgeber aus Wettbewerbsgründen einen anonymisierten Eintrag beantragt und bewilligt erhalten. Zwei Stiftungen wollten im Hintergrund bleiben und ihren Namen nicht publik machen. Diese Verträge machen zusammen jedoch nur gut eine Million aus, das ist angesichts des gesamten Drittmittelertrags der UZH von 315 Millionen im letzten Jahr sehr wenig. Nicht in der UZH Transparenzliste aufgeführt sind ausserdem die ohnehin öffentlich ausgewiesenen Projekt- und Personenförderungen der EU und des SNF sowie Beträge unter 100'000 Franken.

Kann Transparenz potentielle Geldgeber auch abschrecken?

Es wird immer Firmen oder Privatpersonen geben, die nur unter Geheimhaltung Verträge mit der UZH abschliessen wollen. Ich bin mir aber sicher: Im Zuge der Etablierung einer Transparenzkultur werden immer weniger potentielle Geldgeber ihre Zuwendung geheim halten wollen. Seit 2010 sind die Drittmittelerträge der UZH markant gestiegen – von rund 200 Millionen auf 315 Millionen Franken. Mit wachsendem Anteil der Drittmittel am universitären Budget steigt natürlich auch die  Erwartung, die Herkunft der Finanzmittel offen zu legen – das zeigt ein Blick nach Amerika: Für US-amerikanischen Hochschulen, die in hohem Mass auf nicht-staatliche Gelder angewiesen sind, ist Transparenz im Hinblick auf Zuwendungen von Unternehmen und Privatpersonen bereits heute eine Selbstverständlichkeit.

Ist ein steigender Anteil von Drittmitteln überhaupt ein Ziel?

Der Kanton Zürich ist nach wie vor mit Abstand unser wichtigster Geldgeber. Er investiert jährlich über 600 Millionen Franken für Bildung und Forschung an der UZH, dazu kommen fast 300 Millionen an Grundbeiträgen des Bundes und an Beiträgen von anderen Kantonen. Ich wünsche mir, dass der politische Wille auch zukünftig erhalten bleibt, den Löwenanteil des universitären Budgets mit staatlichen Mitteln zu finanzieren. Kompetitiv eingeworbene Drittmittel des Schweizerischen Nationalfonds und der EU sind ebenfalls von grosser Bedeutung, sie machen momentan weit über die Hälfte unserer Drittmitteleinnahmen aus. Wenn die UZH aber weiterhin zu den besten Universitäten auf der Welt gehören will, müssen wir uns nach Kräften darum bemühen, Drittmittel von Privaten, von Stiftungen, von Vereinen und von Wirtschaftsunternehmen einzuwerben. Wir stellen dabei sicher, dass die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre gewährleistet ist. Diese Unabhängigkeit ist essenziell für unsere Reputation als führende Forschungsuniversität, die uns für Donatorinnen und Donatoren so interessant macht.

Weiterführende Informationen

Rektor Michael Hengartner

«Wir stellen sicher, dass die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre gewährleistet ist.»

Michael Hengartner