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UZH Journal

«Ökonomie in der Röhre»

Lydia Hellrung

Die Informatikerin Lydia Hellrung blickt tief ins Gehirn ihrer Probanden: Wenn sie in der Röhre liegen und sich dank Autosuggestion gut fühlen, sieht sie auf dem Monitor die aktiven Hirnareale im Mittelgehirn, die diesen angenehmen Zustand hervorrufen. Gemäss gängigen Hypothesen wird die Befindlichkeit massgeblich durch den Hirnbotenstoff Dopamin beeinflusst. Mit aufmunternden oder demotivierenden Feedbacks lobt oder frustriert sie danach die Probanden, was zu Aktivitätsänderungen in den betroffenen Hirnarealen führt. Dank der funktionellen Magnetresonanz- Tomographie (MRT) kann sie diese Veränderungen und die Reaktionen darauf im Belohnungs- und Lernzentrum des Gehirns in Echtzeit verfolgen und untersuchen.
Hellrung erforscht diese neurobiologischen Prozesse, um sie mit Algorithmen beschreiben zu können. «Nur an wenigen Orten in Europa gibt es bereits Expertise mit dieser aufwendigen Echtzeittechnik», sagt die aus Deutschland stammende Postdoktorandin in der Gruppe von Philippe Tobler; der Neuroökonom hat sich einen hervorragenden Ruf als Experte auf dem Gebiet des Belohnungssystems geschaffen. Für die UZH sprach zudem, dass die am Departement of Economics der UZH betriebenen MRT-Labore ausschliesslich für die Forschung reserviert sind. Ein trainiertes Team von Probandinnen und Probanden sowie Betreuenden steht für die Experimente zur Verfügung. «Als ich mich für ein Marie Curie Fellowship der EU bewarb, kam deshalb nur die Universität Zürich in Frage», sagt die Forscherin, die am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig promoviert hat.
Gleichzeitig erfordert dieses Projekt interdisziplinäre Zusammenarbeit. Wer sich mit neuronalen Vorgängen und Entscheidungsfindung beschäftigt, tangiert neben Neuroinformatik und Mathematik verschiedene Disziplinen von der Psychiatrie bis zur Neuroökonomie. «Hier in Zürich sind alle diese Fachdisziplinen versammelt, was es mir erlaubt, das Thema in der notwendigen Breite anzugehen», sagt die Forscherin. Denn letztlich geht es ihr darum, mehr über die Entstehungsprozesse psychiatrischer Leiden zu verstehen und Betroffenen besser helfen zu können.

 

Weiterführende Informationen

«Hier in Zürich sind alle diese Fachdisziplinen versammelt, was es mir erlaubt, das Thema in der notwendigen Breite anzugehen»

Lydia Hellrung

Im Bild

Lydia Hellrung erforscht neurobiologische Prozesse im Mittelgehirn mittels funktioneller Magnetresonanz-Tomographie.
Bild: Frank Brüderli