Als die Zukunft Runden drehte

Sie sind selten geworden, aber es gibt sie noch, die mechanischen Stromzähler von Landis & Gyr mit ihren Aluminiumscheiben. Von unsichtbarer Hand getrieben, kreisen die Tellerchen ihre Runden – je mehr Strom verbraucht wird, umso schneller. Es sind diese Strommessgeräte, die der Historiker Jonas Schädler zum Thema seiner Dissertation macht. «Die Messgeräte eignen sich hervorragend, um Erkenntnisse
zur Elektrifizierung in der Schweiz zu gewinnen.» Genauer gesagt geht es um die
Zeit zwischen 1880 und 1950, als immer mehr Schweizer Haushalte mit Strom versorgt wurden. Anhand der Geräte lasse sich eine vielschichtige Technikgeschichte schreiben, ist Schädler überzeugt, der im vergangenen Jahr mit der Arbeit begonnen hat. Die «geheimnisvollen schwarzen Kästchen» dienten vordergründig nur dazu, Verbrauch und Kosten zu erheben. Aber es geht um mehr: Die Geräte symbolisierten Präzision, Kontrolle und Vertrauen, sie versinnbildlichten den Mythos reiner Energie aus sauberen Berggewässern – sie waren Zeichen des Fortschritts. Jonas Schädler gerät richtiggehend ins Schwärmen. Nun werden die Geräte durch digitale Smart Meters ersetzt. Sie sind Zeichen einer neuen Epoche. (sts)