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Persönlichkeiten blicken auf ihre Studienzeit an der UZH zurück.
Diesmal Denise Schmid, Verlegerin und erste Co-Präsidentin von UZH Alumni.
Der Anfang erscheint zufällig, erweist sich rückblickend jedoch als schicksalshaft: 2013 wurde Denise Schmid angefragt, ob sie das Präsidium des Zürcher Universitätsvereins übernehmen wolle. Der ZUNIV, 1883 gegründet, war die älteste und grösste Ehemaligenorganisation der UZH. «Der Vorstand fand, es sei Zeit für eine Frau», erzählt Schmid rückblickend, «ausserdem wollte man jemanden mit Kommunikationserfahrung.» Schmid, die ihre eigene Agentur für Corporate Publishing leitete, erfüllte beide Bedingungen. Trotzdem hatte sie etwas «Bammel», wie sie einräumt: «Im ZUNIV-Vorstand sassen viele Professoren. Ich habe nicht einmal einen Doktortitel.» Doch eine Freundin sagte zu ihr: «Die können Sachen, die du nicht kannst. Und du kannst Sachen, die sie nicht können.»
So ermuntert, entschied sich Denise Schmid für «den Sprung ins kalte Wasser». Sie übernahm einen Verein, der etabliert, aber auch etwas behäbig war – «es gab eine minimale Website, die Publikationen wirkten verstaubt» –, und machte sich mit Elan an die Arbeit. Das Pensum überstieg bald den einen Tag pro Woche, mit dem sie ursprünglich gerechnet hatte. Doch für Schmid war klar: Wenn sie etwas verändern wollte, musste sie sich engagieren.
Der Anstoss für die grosse Veränderung, die viel Arbeit machte, kam schliesslich vom damaligen UZH-Rektor Michael Hengartner. Dieser schlug vor, den ZUNIV mit der Dachorganisation der Alumni-Fachvereine zu fusionieren. «Das war ein aufwendiges Projekt», erinnert sich Schmid, «doch wir sagten uns: Augen zu und durch.» Zusammen mit Peter Isler, dem Präsidenten von Alumni UZH, und einer Arbeitsgruppe machte sie sich an die Arbeit. Das bedeutete, neue Strukturen entwerfen und die damals 27 Ehemaligenvereine mit ins Boot holen. Die Fusion gelang, 2017 wurde die neue Dachorganisation UZH Alumni gegründet. Schmid und Isler leiteten sie für ein Jahr im Co-Präsidium.
Das ZUNIV-Präsidium war nicht nur eine anspruchsvolle ehrenamtliche Aufgabe, es hat Denise Schmid auch viele Türen geöffnet. Und es hat ihr Leben in neue Bahnen gelenkt. Im ZUNIV lernte sie die emeritierte Professorin Ruth Gattiker kennen. Die pensionierte Anästhesistin war eine der ersten Professorinnen für Medizin an der UZH. «Beim ersten Nachtessen mit dem FAN [Fonds zur Förderung des akademischen Nachwuchses] sass ich neben ihr», erinnert sich Schmid. «Sie erzählte mir aus ihrem Leben. Ich war fasziniert.»
Schmid besuchte darauf Gattiker in Davos, schrieb ein Porträt über sie und sah in Gattikers Vita das Potenzial für eine Biografie. Sie suchte einen Verlag und wurde bei «Hier und Jetzt» fündig. Die Arbeit am Buch wird für Schmid zum Sprungbrett: 2016 erscheint die Biografie «Ruth Gattiker. Pionierin der Herzanästhesie». Im gleichen Jahr steigt sie als Verlegerin beim «Hier und Jetzt»-Verlag ein.
Dass sie lieber Bücher macht als Corporate Publishing, realisierte Schmid während ihrer Arbeit am Buch über das Opernhaus -Zürich in der Ära Pereira, das 2012 erschien: «Das war ein Traum. Ich ging während zweier Jahre im Opernhaus ein und aus, konnte mit allen sprechen, vom Regisseur bis zur Starsopranistin.»
Gleichzeitig war ihr die Arbeit in ihrer eigenen Firma, die vor allem für Versicherungen auf dem Platz Zürich arbeitete, fad geworden. «Ich war Mitte vierzig und fragte mich: Du hast Geschichte und Anglistik studiert. Jetzt schreibst du über berufliche Vorsorge. Willst du das weiter so machen?» Die Antwort war: «Nein, das Schreiben für Unternehmen habe ich gesehen.»
Heute ist sie Verlegerin und glücklich mit ihrem Beruf. «Wir machen Geschichtsbücher, die ich auch als Leserin lässig finde: nicht wissenschaftlich, aber mit Substanz und leicht lesbar.» «Hier und Jetzt» ist kein grosser Verlag, doch gerade das gefällt Denise Schmid, die am Anfang ihrer Karriere bei Siemens und AXA Winterthur gearbeitet hat: «Ich habe in Grossbetrieben immer etwas gelitten.»
Im vergangenen Jahr hat sie mit «Jeder Frau ihre Stimme. 50 Jahre Schweizer Frauengeschichte 1971–2021» ein Buch zum Jubiläum herausgegeben. Der Rückblick gab ihr zu denken, auch in Bezug auf ihr eigenes Leben: «Im Studium wurde ich zur Feministin. Doch als wir Kinder bekamen, war es klar, dass ich Teilzeit arbeite. Rückblickend habe ich Mühe, das zu verstehen.» Wichtig sei gewesen, am Ball zu bleiben, sagt sie heute. Das hat sie gemacht, auch mit ihrem Engagement für die UZH Alumni. Es hat sich gelohnt – für sie und die UZH.