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UZH Journal

Marcelo Sánchez: Paläontologie

Marcelo Sánchez folgt Alexander von Humboldts Spuren nicht bewusst, und doch gibt es einige Parallelen zwischen dem Forschungsreisenden von damals und dem Paläontologen von heute: Stiess Humboldt zu Beginn seiner fünfjährigen Südamerika-Expedition vor mehr als 200 Jahren im Norden Venezuelas auf Fossile urzeitlicher Elefanten, entdeckte Sánchez vor einigen Jahren in einem weiter westlich gelegenen Wüstengebiet die versteinerten Knochen von Riesenmeerschweinen, von Raubtieren, gigantischen Krokodilarten und riesigen Schildkröten. «Uns verbindet das Staunen über die Entstehung des Lebens auf unserem Planeten und die ungeheurere Vielfalt der Fauna, die durch evolutionäre Veränderungen im Laufe der Jahrmillionen entstanden sind», betont Marcelo Sánchez im Gespräch. Und wie der preussische Gelehrte einst setzt sich auch der Zürcher Forscher, in Argentinien geboren und in Venezuela aufgewachsen, der anstrengenden Feldarbeit aus, der Hitze, dem Staub, dem Dreck, den Parasiten und Mücken und bewegt sich in Gebieten mit politisch heikler Lage, schlechter Infrastruktur und holprigen Strassen. «Wenn es sehr ungemütlich wird, denke ich daran, wie beschwerlich es erst für Humboldt gewesen sein muss.» Eine weitere Gemeinsamkeit: So «undiszipliniert wie Forschende im Feld manchmal werden», so sammelwütig, ja hemmungslos zeigte sich auch Humboldt bei Grabungsarbeiten. Gleichzeitig war schon dem deutschen Naturforscher bewusst, dass der wichtigste Augenblick immer noch der ist, in dem man seine Erkenntnisse zu Papier bringt. «Das geht mir genauso», meint Sánchez, der sich wie Humboldt als komparativ und integrativ arbeitenden Naturhistoriker versteht: «Die Beschreibung und Analyse der Funde bedürfen der Geduld und der Genauigkeit. Erst beim Schreiben entsteht die eigentliche wissenschaftliche Erkenntnis.»

Alice Werner

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