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UZH Journal

Projektionsfläche zum Träumen

Gips-Relief

Beim Eingang zum Geographischen Institut gedenkt die Disziplin ihrer Geschichte. An der weinroten Wand hängt ein weisses Gipsrelief der Schweiz. Auf zweieinhalb mal anderthalb Metern ist die Topografie des ganzen Landes mit einem Blick erkennbar. Man sieht die Dreiteilung des Landes in Alpen, Mittelland und Jura. Die Flusstäler, die sich ihren Weg bahnten, und natürlich die zerklüfteten Berggebiete. Die leeren Flächen und Erhebungen, die je nach Licht längere oder kürzere Schatten werfen, sind eine massstabsgetreue Umsetzung topografischer Karten – meisterhaft erschaffen von Reliefkünstler Toni Mair, der 2015 gestorben ist.

Früher waren derartige Reliefs aus dem Unterricht nicht wegzudenken; für die Alpenforschung waren dreidimensionale topografische Modelle unentbehrlich. Der Reliefbau war – wenig überraschend – eine schweizerische Spezialität und erreichte im vergangenen Jahrhundert seinen Höhepunkt. Mairs relativ junges Gipsmodell ist Teil einer grösseren Dauerausstellung mit zehn Reliefs, die auf mehrere Stockwerke des Instituts verteilt sind. Sie zeigen beispielsweise die Ausdehnung des Reuss-gletschers vor 22 000 Jahren während der letzten Eiszeit oder detailgetreu die Klus von Moutier im Jura. In Zeiten von digitalen 3-D-Modellen und Spektroskopie aus dem Weltraum mögen die Georeliefs etwas veraltet erscheinen. Doch als Geländemodelle faszinieren sie nach wie vor. Und sie dienen als hervorragende Projektionsfläche – auf der leeren, weissen Schweiz ist (fast) alles denkbar. Stefan Stöcklin

Weiterführende Informationen

Der Reliefbau war – wenig überraschend – eine schweize­rische Spezialität und erreichte im vergan­genen Jahr­hundert seinen Höhepunkt.

Im Bild

Gipsrelief der Schweiz am Eingang des Geografischen Instituts.
Bild: Frank Brüderli