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UZH Journal

Dolmetscher zwischen Mensch und Maschine

Porträtaufnahme Lehrpreisträger

Chatchavan Wacharamanotham, Professor für Interaction Design, ist ein überaus motivierender Dozent, der sein Themengebiet auf innovative Weise an die Studierenden weitergibt. Für sein Engagement hat er den diesjährigen Lehrpreis erhalten.

Von Stefan Stöcklin

Chatchavan Wacharamanotham hat einen für unsere Zungen schwer auszusprechenden Namen. Der Computerwissenschaftler stellt sich beim Gespräch deshalb gleich als Chat vor – das ist einfacher und persönlicher. Mit seiner liebenswürdigen Art versteht er es auch, eine komplexe Materie an die Studentinnen und Studenten zu bringen: Interaction Design respektive Human Computer Interaction (HCI) nennt sich sein Fachgebiet. Der Professor am Institut für Informatik lehrt diesen Bereich so überzeugend, dass er von den Studierenden zum Lehrpreisträger 2019 erkoren worden ist. «Er beherrscht die -Thematik und gibt sie auf interaktive Weise weiter», so eine Stimme. Eine andere meint: «Chats Lehre ist der Inbegriff von Human Computer Interaction – einfach und intuitiv verständlich.»

Human Computer Interaction – was ist darunter zu verstehen? «Es geht um das Verständnis der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine und um die Verbesserung der Benutzeroberfläche,» sagt Chat. Wenn wir einem Computer einen Befehl eingeben oder mit dem Finger auf den Touchscreen drücken, teilen wir der Maschine etwas mit und erwarten, dass sie unsere Botschaft versteht. HCI behandelt alltägliche Fragen von Usern und strebt einen möglichst einfachen Umgang mit Technik an. «Es handelt sich um ein interdiszilinäres Fachgebiet zwischen Informatik, Psychologie und Design,» fügt Chat hinzu. Mit der Allgegenwart elektronischer Hilfsmittel hat diese Disziplin in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Wie andere Universitäten auch hat die UZH diesen Fachbereich auf- und ausgebaut.

Chat stammt aus Thailand und ist in der Metropole Bangkok aufgewachsen. Sein Interesse am Computer datiert zurück in die Jugendzeit, als die Familie sich einen Rechner für die Buchhaltung des Siebdruckunternehmens anschaffte. «Ich lernte, das Gerät zu bedienen, und verbrachte viel Zeit damit», erinnert er sich. Weil der Computer immer wieder abstürzte, befasste sich Chat auch mit den Programmen im Hintergrund und mit der Frage, wie sie wiederherzustellen wären. In der Schule glänzte er in Mathematik und Biologie; entsprechend schrieb er sich danach an der Chulalongkorn University in Bangkok für das Studium dieser Fächer ein. Den Bachelor hat er mit einer bioinformatischen Arbeit über Genom-Datenbanken abgeschlossen. Für den Master wechselte Chat nach Europa, wo er dank eines Stipendiums der Europäischen Kommission zuerst in Edinburgh und danach in Aachen studieren konnte.

Verrückte Ideen willkommen

An der Technischen Hochschule in Aachen (RWTH) absolvierte Chat auch seine Dissertation. Nach den biologisch orientierten -Bachelor- und Masterarbeiten konzentrierte er sich fortan auf das Thema Interaktion Mensch und Maschine. Konkret erforschte er Verbesserungen für die Eingabe auf einem Touchscreen für Leute, deren Hände zittern, etwa weil sie an einem Handtremor leiden oder weil die Finger aufgrund ihres Alters nicht mehr zielsicher sind. Zur Verbesserung der Zielgenauigkeit hat Chat zusammen mit seinen Kollegen eine Methode namens -Swabbing entwickelt, die dem User erlaubt, den Druckpunkt auf dem Bildschirm mittels eines Wischs auf der Oberfläche anzupeilen. Ein weiteres Thema der Dissertation behandelte die Frage, wie Menschen einen Touchscreen bedienen können, ohne ihn anzusehen. Die Lösung hat Chat in magnetischen Hilfsmitteln gefunden, die die Finger steuern.

Im November 2015 wechselte Chat von der RWTH Aachen zum «People and Computing Lab» der UZH am Institut für Informatik, seit Juni 2016 ist er Professor für Interaction Design. In seiner Lehre legt der 35-Jährige Wert auf inhaltliche und zeitliche Freiräume, um Themen mit den Studentinnen und Studenten diskutieren zu können. Gleichzeitig sollen sie auch lernen, Fragen zu stellen. «Mir geht es darum, die Studierenden zu eigenen und kreativen Lösungswegen zu animieren. Sie sollen eine Frage aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Eine verrückte Idee ist ebenso willkommen wie hartnäckiges Nachfragen», sagt er. Dazu gibt er breit gefasste Themen und offene Fragen vor und lässt Zeit für Diskussionen. «Die Studierenden müssen lernen, die Bedürfnisse ihrer künftigen Anspruchsgruppen herauszuarbeiten.»

Statistik muss nicht «trocken» sein

Eine Herzensangelegenheit ist für Chat der Umgang mit dem Thema Statistik, das manch einem Forschenden Bauchschmerzen bereitet. Die eher theoretische Materie sei besonders wichtig für das Gebiet der Human Computer Interaction, da viele Experimente mit Probanden durchgeführt werden, um neue Designs und Techniken zu evaluieren, sagt Chat. Dazu hat er gemeinsam mit Kollegen eigene Programme entwickelt – so den «Statsplorer» –, um Studierenden zu helfen, die richtigen statistischen Tests auszuwählen. Mit dem Programm «Touchstone 2» können Versuchsleiter Kriterien wie etwa die Zahl der notwendigen Probanden oder verschiedene experimentelle Bedingungen testen. Zur Vereinfachung der Bedienung lassen sich alle Elemente des Experiments direkt beeinflussen. Wie bei seiner Lehre nutzt Chat Wacharamanotham auch beim Thema Statistik den spielerischen Umgang zur Vertiefung der wissenschaftlichen Inhalte. Und was macht er am liebsten, wenn er einmal eine schöpferische Pause braucht und abschalten will? Am besten erhole er sich im Wasser, meint er: sei es beim Schwimmen oder beim Stand-up-Paddling.

Weiterführende Informationen

«Mir geht es darum, die Studierenden zu eigenen und kreativen Lösungswegen zu animieren. Eine verrückte Idee ist ebenso willkommen wie hartnäckiges Nachfragen.»

Chatchavan Wacharamanotham, Professor für Interaction Design und Lehrpreisträger 2019

Im Bild

Chat Wacharamanotham erforscht die Schnittstellen zwischen Mensch und Computer.
Bild: Frank Brüderli