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UZH Journal

Botschafter für das Tierwohl

Philippe Bugnon

Der Veterinärmediziner Philippe Bugnon bildet Forschende aus, die Tierversuche durchführen – auch in Südafrika.

Von Kurt Bodenmüller

Philippe Bugnon ist ausgebildeter Tierarzt. Schon als kleiner Junge verbrachte er viel Zeit mit Tieren, etwa bei den Kühen auf dem Bauernhof im Dorf, wo seine Grossmutter lebte, oder daheim mit den Pferden, Hunden und Katzen. Seine Leidenschaft war das Reiten, und so beschloss der Freiburger nach dem Gymnasium, Hobby und Beruf zu verbinden: «Ich wollte Tierarzt – konkret Pferdekliniker – werden.» Während des Veterinärmedizinstudiums am Tierspital Bern konnte er sich in der Pferdeklinik den Jugendwunsch nicht erfüllen, weil keine Stelle frei war. Also entschied er sich für Plan B, der seinen beruflichen Weg in eine andere Richtung lenkte.
«Da mich die Epidemiologie sehr interessierte, begann ich die Dissertation an der Schweizerischen Tollwutzentrale in Bern», erzählt Bugnon, «und hier habe ich die Faszination für die Forschung entdeckt.» Tierärzten und Biologen gelang es Ende der 90er-Jahre, die Tollwut in der Schweiz zu eliminieren. Diese Erfahrung hat ihn geprägt: Bugnon erkannte, wie wichtig Forschung für die Tier- und Humanmedizin ist. Nach seiner Doktorarbeit wechselte er an die ETH Zürich, wo er 1999 begann, selber Grundlagenforschung mit Mäusen zu betreiben. Gleichzeitig war er Leiter der Tierhaltung, wo er sein Wissen als Tierarzt an die Forschenden für die Pflege und den Umgang mit den Versuchstieren weitergeben konnte.

Wissen vermitteln

Auch wenn er nicht als Kliniker tätig war, fand Philippe Bugnon grossen Gefallen an der Aufgabe, Wissen aus der Tiermedizin in die Forschung zu übertragen. So wechselte er 2007 in die Abteilung Aus- und Weiterbildung am Institut für Labortierkunde  an der Universität Zürich, deren Leitung er drei Jahre später übernahm. Diese Aufgabe passte perfekt. «Ich stehe nicht nur im Dienste der Forschung, sondern engagiere mich auch für das Wohl der Tiere, für die wir verantwortlich sind», betont Bugnon. Die UZH gründete das Institut, kurz nachdem der Gesetzgeber 1999 die Ausbildung für Tierversuche in der Schweiz für obligatorisch erklärt hatte. Zuvor waren Forschende intern an ihren Instituten in Labortierkunde geschult worden.
Bugnon, der seit 2015 die Eidgenössische Kommission für Tierversuche präsidiert, ist eher selten in seinem Büro auf dem Campus Irchel anzutreffen. Den grössten Teil seiner Arbeitszeit verbringt er ausserhalb, in den Ausbildungs- und Praktikumsräumen von Hochschulinstituten, Forschungszentren und Unternehmen in der ganzen Schweiz. «Wir gehen dorthin, wo die Tiere sind – sei es ans Institut für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe in Mittelhäusern oder zur Vogelwarte Sempach», ergänzt er. Die obligatorische Grundausbildung dauert eine Woche und umfasst einerseits theoretische Inhalte und andererseits praktische Aspekte – von Haltung, Ernährung und Transport über Zucht und Statistik bis zu Schmerzerkennung, Anästhesie und Gesundheit.

Verfeinern, reduzieren, ersetzen

So lernen die Kursteilnehmenden etwa, wie sie mit geschickten Handgriffen einem Kaninchen Blutproben entnehmen. Oder an welchen Zeichen man erkennt, dass eine Maus Schmerzen hat. Parallel zu den Grundkursen werden auch Studienleitende ausgebildet, die für die Planung und Durchführung von Tierversuchen verantwortlich sind. Hinzu kommen laufend Weiterbildungskurse zu neuen Techniken und aktuellen  Forschungserkenntnissen. In
Kooperation mit der ETH Zürich führt das Institut für Labortierkunde jährlich rund 50 Kurse für rund 1400 Personen durch. «Die Grundlage für Tierversuche sind die 3-R-Prinzipien Replace, Reduce, Refine: Wenn immer möglich, sind Tierversuche durch andere Experimente zu ersetzen und in der Anzahl zu reduzieren und die angewandten Methoden zu verfeinern, um die Belastung der Tiere zu vermindern», erklärt Bugnon, der auch Präsident des Executive Committee des kürzlich gegründeten Schweizerischen Kompetenzzentrums 3RCC ist. Das Wohlergehen der Versuchstiere zu optimieren, ist für ihn nicht nur ethisches Gebot, es hat auch handfeste wissenschaftliche Gründe. Was gut sei für das Tier, sei auch gut für die Forschung, lautet sein Leitsatz. Denn zahlreiche Studien belegen, dass Forschungsergebnisse umso aussagekräftiger sind, je besser es den Versuchstieren geht.
Der gute Ruf der Ausbildung in Labortierkunde an der UZH reicht mittlerweile weit über die Schweiz hinaus. Die Kurse sind von der FELASA  (Federation of European Laboratory Animal Science Association) international akkreditiert; Jahr für Jahr nehmen Forschende aus verschiedenen Ländern daran teil. So auch 2014 Tierarzt Bert Mohr, Direktor des Zentrums für Tierforschung an der Universität Kapstadt. Aus diesem Besuch hat sich drei Jahre später eine spannende Zusammenarbeit ergeben: Bugnon und eine Teamkollegin halfen Mohr, in Südafrika einen Kurs für Ausbildner in Labortierkunde aufzubauen. Vergangenen Frühling war es so weit: 35 Teilnehmende besuchten an der Wits-Universität in Johannesburg die mit Zürcher Unterstützung etablierte Ausbildung. Sie vermitteln nun ihr Wissen an Forschende in ganz Südafrika. Weitere Kurse in Nigeria und Kamerun seien bereits in Planung, ergänzt Bugnon.

 

Weiterführende Informationen

«Forschungsergebnisse sind umso aussagekräftiger, je besser es den Tieren geht.»

Philippe Bugnon, Institut für Labortierkunde

Im Bild

Was gut ist für das Tier, ist auch gut für Forschung – der Leitsatz von Philippe Bugnon.
Bild: Frank Brüderli

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